Fixpunkt Weltklasse - Das Interview mit Felix Wolter zur EM
Mit Felix Wolter geht ein aussichtsreicher Zehnkämpfer des TSV Gräfelfing bei der EM in Rom für Deutschland an den Start. Das große Ziel: Bestleistungen und die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris. Wie wird ein Athlet in einer so komplexen Sportart so erfolgreich? Nachgefragt bei seinem Heimtrainer Günter Mayer
Hey Günter, du bist mit Felix sehr erfolgreich in die Saison gestartet. Das große Ziel: Paris 2024. Eines der Highlights auf dem Weg in die Weltklasse ist traditionell das Mehrkampfmeeting in Götzis. Wie war’s?
Günter Mayer: Es war wirklich beeindruckend. Zum ersten Mal waren wir so richtig international unterwegs, mit Weltklasseathleten wie Damian Warner, Lindon Victor, Simon Ehammer und Johannes Erm im gleichen Hotel und Wettbewerb. Die Organisation war hervorragend, und von Anfang an wurden wir vollumfänglich vom Veranstalter versorgt. Besonders eindrucksvoll war die Athletenvorstellung am Abend vor dem Wettbewerb auf großer Bühne und die Schlussveranstaltung mit fast allen Athleten am Sonntagabend. Auf dem Sportplatz begegneten sich alle Athleten und Trainer auf Augenhöhe, es fühlte sich an wie ein großes Sportfest. Inspirierend waren für mich auch die intensiven Dialoge mit Trainerkollegen, durch die wir viele neue Erkenntnisse und Techniken austauschen konnten. Wir wurden mit offenen Armen empfangen und von den DLV-Trainerkollegen toll unterstützt. Eine großartige Stimmung. Am Ende standen für Felix wieder einige tolle Bestleistungen und 8.190 Punkte zu Buche. Damit landete er bei seiner Götzis-Premiere gleich unter den Top-Ten, auch wenn es für Olympia-Quali noch nicht ganz reichte.
Wie hattest du zuvor die Vorbereitung auf den Olympia- und EM-Sommer in den Trainingslagern in Südafrika und Belek erlebt? Was nimmst du aus dem gemeinsamen Training mit den DLV-Top-Athleten für dich als Trainer mit?
Zunächst bin ich unglaublich dankbar, dass der DLV uns Heimtrainern die Möglichkeit gibt, so intensiv mit dem Bundeskader zusammenzuarbeiten. Das war zu Beginn in Südafrika fast unfassbar. Nach Belek und nun in Götzis fühle ich mich mit dem DLV-Trainerteam vertraut und eingespielt. Die Begegnung mit den TOP-Athleten ist fast schon normal geworden. Ich nehme mit, dass wir in unserer Gruppe schon vieles richtig machen, sonst wären wir nicht auf diesem Niveau. Felix hat aber auch viele Jahre investiert, bevor es richtig geklappt hat. Zudem habe ich ein neues Netzwerk aus hervorragenden Mehrkampftrainern gewonnen und methodisch viel gelernt, was unseren jungen Athleten nun zugutekommt.
Wie lauten die Saisonziele?
Bei Felix geht es zuerst nach Rom zur EM. Er wurde am 23.05. nominiert, und natürlich bin ich mit seiner Familie und einigen Vereinskollegen dort. Wir hoffen auf einen tollen Wettkampf und auf die Qualifikationsnorm für Paris. Danach sehen wir weiter. Bei den jüngeren Mehrkämpfern ist das Ziel die Deutsche Meisterschaft in Hannover vom 23.-25.08. Einige haben sich schon Anfang Mai qualifiziert, was mich sehr freut. Dazwischen steht noch die Bayerische Meisterschaft Ende Juni in Aschaffenburg an.
Was bedeuten die Leistungen und Erfolge von Felix für Eure Mehrkampfgruppe im TSV?
Mit Felix haben die jungen Athleten ein greifbares Vorbild. Sie sehen, welche Leistungen möglich sind und welches Trainingspensum notwendig ist. Das gibt ihnen Orientierung, wenn es mal nicht so gut läuft. Viele waren in Götzis vor Ort und haben begeistert mitgefiebert und angefeuert. Das war toll für den Felix und hat ihnen selbst eine große Portion Motivation gegeben.
Was haben die Erfahrungen der letzten Zeit in der ersten Liga des Mehrkampfs mit dir persönlich gemacht, was motiviert dich am meisten?
Die größte Motivation schöpfe ich aus unserem großartigen Team, das den Mehrkampf mit Herzblut betreibt. Wir haben gemeinsam viel Spaß, was vieles leichter macht, auch wenn es anstrengend wird. Für mich persönlich nehme ich neue Perspektiven, mehr Wissen und Erfahrung mit, was mir eine größere innere Ruhe und Souveränität im Wettkampf gibt. Höchstleistungen sind nur im Team und im Miteinander möglich.
Quelle: Fixpunkt Weltklasse | TSV Gräfelfing e.V. (tsv-graefelfing.de)