Power & Ästhetik – kunstvoll vereint (Mae West)

Ausführung

Im Rahmen des Ausbaus des Richard-Strauß-Tunnels werden etwa 0,5 Prozent der Bausumme von 320 Mio. Euro in das Projekt „Kunst am Bau“ investiert. Das Carbongeflecht ist in dieser Form weltweit einzigartig – die Werkstoffzulassung wurde eigens durch die Technische Universität München erteilt. Die Bezeichnung „Mae West“ ist der kurvenreichen US-Schauspiel-Ikone entlehnt – ein Fakt, der bei näherer Betrachtung mehr als nachvollziehbar ist. Bei einer Oberweite von nahezu 20 Metern sowie einer Taillenweite von 7,5 Metern besteht das korsettartige Oberteil aus 32 gekreuzten schwarzen Karbonrohren und mündet am Boden auf einen Umfang von 32 Metern. Nicht weniger als 128 Schrauben halten Ober- und Unterteil zusammen, wobei die Taille der Skulptur aus Gründen des Anprallschutzes sowie der Prävention von Vandalismus aus Stahlrohren besteht. Zur Verhinderung von Eisbildung sowie der Bildung von Eiszapfen ist im Abschlussring eine Heizung verbaut. Nach Fertigstellung wird eine Straßenbahnlinie unter der Skulptur hindurchgeführt.

 

Aufgrund der Lage an einem frequentiert befahrenen Verkehrsknotenpunkt sowie des sehr beengten Kranstandplatzes war ein enormer Planungsaufwand erforderlich.
Für den Aufbau unseres 600-Tonnen-Raupenkranes (Liebherr LR 1600/2) mussten die Transporte der Teile punktgenau koordiniert werden, da vor Ort keine Möglichkeit zur Zwischenlagerung gegeben war. Erst kurzfristig fiel zudem die Zustimmung zur Sperrung einer Fahrspur der Effnerstraße, des Kreisverkehrs sowie einer Bushaltestellte, die im Rahmen des Hubs unerlässlich waren.
Um die Ebenheit für einen sicheren Stand des Raupenkranes zu gewährleisten, war es erforderlich, große Areale zu verfüllen und entsprechend zu befestigen.
Auch der verwendete Werkstoff stellte uns vor besondere Herausforderungen: aufgrund der geringen Verformbarkeit mussten sehr geringe Toleranzen für das Einheben des Oberteiles eingehalten werden; zudem durfte das Bauteil ausschließlich am unteren Tragring angeschlagen werden. Realisiert wurde dies mittels 8 Anschlagpunkten sowie jeweils 33 Meter langen Seilen.

Die Szenerie für den nächtlichen Hub war grandios: nachdem die Arbeiten am Vorabend nicht fertiggestellt werden konnten, ging es am kommenden Tag los. Am Sonntagabend, den 30. Januar, versammelten sich nahezu 400 Interessierte rund um den weitläufig abgesperrten Effnerplatz im Osten Münchens, um das Spektakel aus nächster Nähe zu verfolgen.
Das imposante Bauteil hing mit einer Ausladung von 42 Metern am Haken, während das Montagepersonal auf den Arbeitsplattformen daneben schwebte und im Größenvergleich wahrlich winzig wirkte.
 

Unter ansprechender Beleuchtung wurde das Oberteil mit 57 Tonnen durch unseren 600-Tonnen-Raupenkran mit 84 Metern Hauptausleger sowie 12 Metern fester Spitze auf dem bereits auf dem Fundament montierten Unterteil von 15 Metern Höhe platziert.
Die Zuschauer applaudierten und zeigten ihre Freude, als sich die beiden Teile der Skulptur berührten – auch ein kleines Feuerwerk wurde gezündet, um den Moment zu verinnerlichen.

 

An dieser Stelle möchten wir uns bei allen beteiligten Mitarbeitern, Partnerunternehmen, der Stadt München sowie den Zuschauern vor Ort – die der Kälte trotzten – für die konstruktive, gute Zusammenarbeit und die damit einhergehende Begeisterung für das gesamte Projekt bedanken und freuen uns auf neue, spannende Projekte. Ob in München, Deutschland oder weit über die Grenzen hinaus.

 

Equipment

LR 1600/2 84 m HA + 12 m feste Spitze

 

Einsatzort: München, Deutschland