Klima- und Energiepartnerschaft zwischen den USA und Deutschland

Schon im Mai 2022 hatte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mit dem US-Department of Energy (DoE) offiziell eine Klima- und Energiepartnerschaft geschlossen. Ziel ist es, die Klimaschutzmaßnahmen zu beschleunigen, dafür geeignete Technologien zu entwickeln und anzuwenden, und Klimapolitik auch in Drittstaaten zu fördern. Vier Arbeitsgruppen tagen seither mit Experten, um die deutsch-amerikanische Kooperation voranzutreiben.

Arbeitsgruppe Offshore Wind forciert transatlantische Partnerschaft

Im Offshore-Wind-Sektor trägt die German Offshore Wind Initiative (GOI) mit der Arbeitsgruppe ‚Offshore Wind‘ unter paritätischer Leitung von Prof. Dr. Martin Skiba, gezielt zu der transatlantischen Partnerschaft bei: um einerseits Kapazitätsengpässe in der Lieferkette zu vermeiden und anderseits den bedeutsamen Wissenstransfer zu fördern.
Auf der diesjährigen Delegationsreise in die USA vertrat zum wiederholten Mal Minka St. James, Head of Business Development die Schmidbauer-Gruppe. Zu Beginn wurde in Washington, DC gemeinsam mit der Erneuerbare Energien Hamburg Clusteragentur GmbH (EEHH) ein Treffen mit der Präsidentin des Gewerkschaftsbundes AFL-CIO, Liz Shuler, organisiert und die Unterstützung in der Zusammenarbeit mit europäischen Unternehmen untermauert.
Im Anschluss bot die deutsche Delegation der AHK in Washington den Teilnehmenden aus Politik und Wirtschaft Diskussionsmöglichkeiten und auch Hilfestellung an. Jakob Eckardt, Consultant im Themenbereich Energiepolitik bei adelphi, legte die Ergebnisse eines Think-Tanks zu den entstandenen Lieferkettenlücken und Herausforderungen in der Offshore Windenergie (OSW) dar, die eine entscheidende Komponente der ambitionierten Ziele für die Energiewende beider Länder ist. Die Studie macht u.a. deutlich, dass ‚ein starker Ausbau der Lieferkettenkapazitäten sowie klare, verlässliche regulatorische Rahmenbedingungen notwendig sind, um die 2030-Ziele in Deutschland und den USA erreichen zu können.‘1

Inflation Reduction Act als wichtiger Hebel für den Klimaschutz

Folglich gab es Gesprächsbedarf zum vielfach diskutierten ‚Inflation Reduction Act‘ (IRA). In den USA sowie international wird der IRA als wichtiger Hebel für die Dekarbonisierung und den Klimaschutz bewertet. Industrie- und handelspolitische Risiken für Deutschland und Europa sollten jedoch nicht gänzlich außer Acht gelassen werden: Durch die in dem Gesetz verankerten Boni könnten Implikationen für Investitions- und Handlungsflüsse bei Erneuerbaren Energien erwartet werden, die sich entscheidend auf die Lieferketten und den Ausbau von Technologien auswirken würden. Durch die hiesig beschlossenen Gewinnabschöpfungsmechanismen und der damit einhergehenden Investitionsunsicherheit in Europa, bietet der IRA im Gegensatz eine erhöhte Attraktivität im US-Markt zugute der Erneuerbaren.
Um diese und weitere Themen ging es dann auch in der Podiumsdiskussion beim Auftakt zum 10. International Partnership Forum (IPF) in Baltimore, Maryland. Anlässlich hatte die GOI zu einem ‚Bier & Brats‘ Event in dem lokalen Biergarten eingeladen. Gemeinsam mit Repräsentanten von Liebherr, Voith und DES-Offshore durfte Minka St. James von Schmidbauers Erfahrungen als Teil der Lieferkette bei der Realisierung von Projekten für die Energiewende berichten. Dabei musste der Panel Rede und Antwort stehen rund um die Fragen, wie deutsche Unternehmen den Know-how-Transfer und die noch großen Rückstände der Erneuerbaren in den USA im Rahmen der Partnerschaft vorantreiben wollen, ohne dabei die Jobs und Gewinne selbst einzuschreiben.

Rund um die Offshore-Windenergie: Top Themen auf der IPF

Während der IPF-Konferenz, bei der es sich vorrangig um Offshore-Windenergie dreht, wurden diese Themen vertieft angesprochen, dabei steht der Kampf gegen den Klimawandel im Mittelpunkt. So wurden Vor- und Nachteile von immer größer und schwerer werdenden Anlagen ebenso lebhaft diskutiert wie die Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem, die Einbindung von Schulen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, den Ausbau von Stromnetzen, die mögliche Zentralisierung von Regularien, und auch der Wasserstoff wurden u.a. thematisiert. Der Energieberater aus dem Weißen Haus Ali Zaidi, Marylands Gouverneur Wes Moore, die Innenministerin Deb Haaland und andere sprachen mit viel Inspiration und Führungskraft, denn die wirtschaftlichen und sozialen Aspekte der neuen Industrie für die Energiewende in den USA bietet große Chancen für die Wirtschaft, Jobs und verbreiteten gemeinen Wohlstand.

Ausblick: Learnings aus der IPF

Während der IPF-Messe ergaben sich viele neue Kontakte, alte konnten vertieft werden, und Minka St. James hatte sogar die Möglichkeit, mit einer lokalen Schulklasse die Wertschöpfungskette anzukurbeln: Obwohl sie die Schüler ermahnte, Mathe zu pauken und pünktlich zu sein, sprang der Funken der Begeisterung über, als Großkranfahrer oder Ingenieur ein wichtiger Teil der zentralen Generationsaufgabe zu sein.
Die USA sind reich an natürliche Kapazitäten und Vermögen, um die Energiewende mit Wind, Wasser und Sonne erfolgreich umzusetzen. Einige Stolpersteine können wir unserem Partner mit den gelernten Lektionen vielleicht ersparen, viele Herausforderungen können wir hoffentlich gemeinsam lösen, es gibt aber bestimmt auch Vielfältiges bei der Herangehensweise abzuschauen.
Eins ist jedoch sicher: Der politische, kommunale und handels-transatlantische (Wissens-) Austausch ist unabdingbar, um die globalen Klimaziele gemeinsam für die Zukunft unseres Planeten zu erreichen.

PS: Zwischendurch wurde noch bei einem ausgeklüngelten Quiz zum weltberühmten Münchner Oktoberfest ein traditioneller mundgeblasener Bierkrug aus der Schmidbauer Ahnengalerie vergeben. Mit viel Freude wurde der stolze Preisträger aus Texas mit dem Krug verliehen.

Quelle: 1 Offshore Wind Supply Chains in the US and Germany | adelphi

Siehe auch:
Deutsch-amerikanische Energiekooperation | Bundesregierung
German Offshore-Wind Initiative – Meldung (germanoffshorewind.org)
U.S. Inflation Reduction Act (adelphi.de)

Offshore Wind Supply Chains in the US and Germany, Policy Recommendations and Collaboration Opportunities, Eckardt, Jakob; and Bastian Stenzel, 2023 Berlin: alelphi

U.S.-Inflation Reduction Act – Analyse von Chancen und Risiken durch Kosten- und Förderungsvergleich zwischen USA und DE für EE, H2 und EVs, Jakob Eckardt; Bastian Stenze;  Jannik Hoehne; Marie Münch