Was ein Ofenrohr ist, weiß jeder. Aber was bitteschön ist ein Drehofenrohr? Das ist, einfach gesagt, das zentrale Bauteil eines Drehrohrofens. Solch ein zylindrischer Ofen, der sich im Betrieb kontinuierlich um die eigene Achse dreht, kommt beispielsweise bei der Zementherstellung zum Einsatz. Und genau das wird auch der Drehrohrofen tun, den Schmidbauer im März 2024 beim Schwenk Zement in Mergelstetten bei Heidenheim eingesetzt hat. Allerdings nicht primär zur Produktion von Zement, sondern für einen höheren Zweck.
Denn es handelt sich dabei um ein Forschungsprojekt zur CO2-Abscheidung bei der Zementherstellung, das die vier Zementhersteller Dyckerhoff, Heidelberg Materials, SCHWENK Zement und Vicat unter der Bezeichnung „catch4climate“ ins Leben gerufen haben. Mittels eines innovativen Verfahrens sollen in der Versuchsanlage die ohnehin hohen CO2-Emissionen auf rund 90 Prozent der entstehenden Abgase erhöht und dann möglichst umfassend abgeschieden werden. So können unverzichtbare Produkte wie Düngemittel, Treibstoffe oder Kunststoffe, die bislang auf Basis von fossilen Kohlenstoffträgern hergestellt werden, in Zukunft mit diesem gespeicherten CO2 klimaneutral produziert werden. Und das bei der Zementherstellung anfallende CO2 geht nicht ungenutzt in die Atmosphäre.
Bis das 35 Meter lange und rund 115 Tonnen schwere Drehofenrohr am Einsatzort ankam, hatte es bereits eine Reise auf dem Flussweg von Hamm-Uentrop bis Heilbronn-Hafen und per Schwertransporter von dort nach Mergelstetten hinter sich. Trotz seiner gewaltigen Dimensionen gilt es in Fachkreisen als eher kompakt, sodass es als erstes seiner Art samt Laufring und Zahnkranz in einem Stück transportiert und montiert werden konnte.
Und dann war es soweit: Auftritt Schmidbauer. Mit dem Fingerspitzengefühl von Mikado-Spielern nahmen die Schwerlastexperten das lange, stählerne Ungetüm an den Haken ihres LTM 1650-8.1 Drehkrans mit 700 Tonnen Tragkraft. Konzentriert hoben sie die Last vom LKW-Ausleger auf rund 13 Meter Höhe an und vollzogen einen ruhigen Schwenk um rund 180 Grad. Damit schwebte das Drehofenrohr präzise über den vorbereiteten Ofenfundamenten und wurde auf ihnen millimetergenau abgesetzt. Mission accomplished – mit einem einzigen, unterbrechungsfreien Hub.
Die catch4climate Forschungs-Ofenanlage geht voraussichtlich im ersten Quartal 2025 in Betrieb, das Projekt selbst ist auf eine dreijährige Laufzeit angelegt. Der Einsatz von Schmidbauer war hingegen nach rund 30 Minuten erfolgreich beendet. Und doch unverzichtbar, um im wichtigen Bausektor die Energiewende im Sinne einer lebenswerten Zukunft für uns alle voranzubringen.
Unsere Tochtergesellschaft Rieger & Moser hat im Rahmen dieses Zukunft-Projektes catch4climate, den Teil der Oxyfuel Pilotanlage aufgestellt. Hierzu gehörten mehrere Druckbehälter und Verdampfer-Einheiten. Lesen Sie hierzu hier mehr.
Schauen Sie sich hier das spannende Video zu unserem Einsatz an.
Mehr Infomationen zum Projekt catch4climate finden Sie hier.
Equipment:
Einsatzort: SCHWENK Zementwerk Mergelstetten
Einsatzzeitraum: 7. März 2024